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Facebook präsentiert heute eine interessante Währung

Beitrag von ft

Währung

Facebook stellt heute eine neue Währung vor. Die ersten Eindrücke erscheinen äusserst erfolgversprechend: Die Währung soll als Stablecoin ausgestaltet sein. Die Organisation soll auf mindestens 100 verschiedene Player verteilt werden. Sogar der Programmcode soll als Open Source offengelegt werden. Ergeben sich da datenschutzrechtliche Bedenken?

Allgemeines

Vorab ist festzuhalten, dass wir noch nicht genau wissen, wie die neue Kryptowährung genau ausgestaltet sein wird. Es ist deshalb noch zu früh, eine abschliessende Beurteilung vorzunehmen.

Bisher ist aber bereits bekannt, dass die Währung in einer Blockchain betrieben werden soll. Diese soll gemäss dem veröffentlichten Whitepaper sehr schnell arbeiten und effizient speichern können, damit Milliarden von Konten (!) angelegt werden können. Diese Vorgaben zeigen bereits, dass hier ein weltweit tätiges und sehr umfangreiches Projekt angestrebt wird.

Da die neue Währung als Stablecoin an verschiedene nationale Währungen gebunden sein soll, wird diese kaum als reine Anlagewährung betrachtet werden, sondern aktiv verwendet werden.

Das Ziel der neuen Währung wird also nicht sein, immer wertvoller zu werden - wie dies bei den Bitcoinhaltern der Fall ist - sondern aktiv als Zahlungsmittel eingesetzt zu werden. Dass einem Stablecoin eher vertraut wird als einer ungedeckten, volatilen Kryptowährung, ergibt sich zudem bereits aus dem Beispiel der Kryptowährung "Tether", welche trotz einer zugestandenen Deckung von nur noch 75% an Staatswährungen auch heute immer noch für 1 $ (anstatt 0.75 $) gehandelt wird. Die Entscheidung für einen Stablecoin ist psychologisch geschickt gewählt und wird die Verbreitung der neuen Währung sicherlich rasch fördern.

Die Netzwerkknoten sollen zuerst durch die Gründungsmitglieder betrieben werden. Anschliessend sollen die Nodes weiter geöffnet werden.

Um zu einem Node zu werden, muss eine Organisation mindestens 10 Mio. $ durch den Kauf von Libra Investment Tokens in das Netzwerk investieren. Dies ist im Vergleich zu anderen Kryptowährungen ein sehr grosser Betrag. Dennoch ist es zu begrüssen, dass das Netz nicht alleine durch Facebook betrieben wird, sondern öffentlich verwaltet werden soll.

Die Unternehmung Facebook will sich in die neue Währung nicht selbst, sondern nur über ihre neue Tochterunternehmung Calibra einbringen.

Damit soll eine angemessene (!) Trennung zwischen den Daten der sozialen Netzwerke und der neu erhältlichen finanziellen Daten der Kryptowährung erreicht werden. Gesamthaft betrachtet, hört sich die neue Kryptowährung sehr vielversprechend an.

Datenschutz

Der neuen Währung darf nun aber aus datenschutzrechtlicher Sicht nicht blind vertraut werden:

Einerseits könnte beim Einsatz einer Blockchain davon ausgegangen werden, dass - wie beispielsweise bei Bitcoin - sowohl alle Transaktionen als auch die Höhe der einzelnen Kontos öffentlich im Internet einsehbar werden.

Überweist beispielsweise Herr oder Frau X einen Betrag von 20 Libras auf das Librakonto einer Gärnerei, kann der Gärtner im Internet erkennen, wieviele Libras nun noch auf der Absenderadresse von Herrn oder Frau X liegen. Befinden sich dort beispielsweise immer noch 100'000.- Libras, wird der Kunde sicher beim nächsten Besuch sehr zuvorkommend bedient. Dass die Finanzkraft des Käufers für jeden Geldempfänger ersichtlich wird, ist datenschutzrechtlich aber nicht erwünscht. Allenfalls wird hier Facebook ja noch eine Lösung finden.

Andererseits ist davon auszugehen, dass die neue Währung Libra nicht nur als eigenständiges App erhältlich sein wird, sondern sicherlich auch in WhatsApp oder in weitere Messengerdienste eingebunden wird.

Gerade durch die Einbindung in WhatsApp würde von Anfang an ein sehr grosser Benutzerkreis erreicht, was die Verbreitung sehr rasch fördern könnte. Durch die genannte Einbindung wird aber eine weitere Gefahr für den Datenschutz entstehen: So wissen wir nicht, welche Daten in diesen Applikationen von Dritten abgegriffen werden. Soweit WhatsApp zwar vorgibt, die verschlüsselten Meldungen nicht mitlesen zu können, kann dieses Unternehmen aber immerhin herausfinden, wer mit wem kommuniziert, bzw. beim Einbau der Geldfunktion, wer an wen etwas überwiesen hat. Wenn wir also mit der in WhatsApp zu integrierenden Zahlfunktion Überweisungen tätigen, kann festgestellt werden, wo eine Person einkauft. Mit Big Data Analysen wird eruiert, welche Vorlieben ein Käufer hat: Wer nur im Blumenladen Einkäufe tätigt wird ein anderes Profil erhalten als eine Person, die bei dubiosen Käufern etwas bezieht. Datenschutzrechtlich ist es somit bedenklich, wenn Dritte über uns Profile bilden, nur weil wir bestimmte Einkäufe tätigen, jeweils zu bestimmten Randzeiten die Überweisungen vornehmen oder ein überdurchschnittlich hohes monatliches Einkaufsbudget haben.

Zusammengefasst erscheint die neue Kryptowährung zwar technisch sehr interessant. Faktisch besteht aber die grosse Gefahr, dass durch die Einbindung in weitere Apps und durch die zwangsläufige Offenlegung aller Blockchain-Daten umfassende Persönlichkeitsanalysen der Nutzer erfolgen werden. Da niemand uneigennützig das ganze System aufbaut, ist bereits jetzt absehbar, dass wir hier wieder eine Vielzahl von unseren Personendaten preisgeben werden und so faktisch mit unseren persönlichen Daten bezahlen werden...

(Stand: 18.06.2019)